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Es hat sich ja sicher herum gesprochen, dass ich ein Liebhaber der Zentrums-Mühle (kurz Z-Mühle) bin und auch der relativ festen Überzeugung bin, dass diese beiden Seiten die besten Chancen gibt, eine Mühle-Partie zu gewinnen, wenn man die Varianten kennt. Durch die Mühle Datenbank von Peter Stahlhacke, die bei Inteplay durch MrData zur Analyse genutzt werden kann und die seit Februar 2009 mit wesentlich verbesserter Oberfläche und neuen Analysemethoden auch als Kaufsoftware zur Verfügung steht, habe ich mal den ersten Zug nach der Zentrumsmühle untersucht und grafisch dargestellt. Schwarz hat nach der Grundstellung (siehe unten die erste Abbildung), genau acht Möglichkeiten, innen einen Stein zu legen. Da das Legen von Schwarz im Außenring eine Symmetrie darstellt, muss das Setzen durch Schwarz im Außenring nicht mehr untersucht werden. Man muss lediglich immer in Gedanken Innen und Außen vertauschen.

Auch wenn Innen- und Außenring von der Theorie identisch sind, so hat doch jeder seine Vorlieben, wo er lieber setzt. Ich persönlich hatte in den ersten Monaten, in denen ich Mühle spielte, oft erhebliche Schwierigkeiten, eine beispielsweise von mir mit Vorliebe innen gespielte Variante auch außen zu erkennen (und umgekehrt) und richtig zu spielen. Ich kann daher jedem nur raten, beim setzen der Varianten mal innen und außen, oben und unten und rechts und links zu vertauchen, um eine Stellungen in allen Symmetrien erkennen zu lernen, wie es im Kapitel 6 beschrieben ist.

Wie oben beschrieben, hat Schwarz nach dem Bilden der der Z-Mühle durch Weiß und dem Blocken der schwarzen Mühle 8 verschiedene Möglichkeiten, einen Stein im Innenring zu legen. Danach hat Weiß 15 Möglichkeiten, einen weißen Stein zu legen (7 Felder innen und 8 Felder außen sind noch nicht besetzt). Insgesamt sind also 8x15=120 Positionen für den 6. weißen Stein möglich, die auf dieser Seite untersucht werden. Keine dieser Positionen ist für Weiß gewonnen, knapp 80 Positionen nach dem 6. weißen Stein sind Remis etwa 40 für Schwarz gewonnen. Die roten Punkte stellen die Punkte dar, die zum theoretischen Verlust für Weiß führen, die nicht gekennzeichneten freien Felder führen bei korrektem Spiel zum Remis. Schwarz muss natürlich noch mit seinen Kenntnissen und Fertigkeiten in der Lage sein, mit seinen letzten 3 Setzsteinen auch so zu drohen, dass der theoretische Gewinn für Schwarz auch realisiert werden kann, wenn von Weiß einer der schwarzen Punkte besetzt wird. Ganz einfach ist das nicht immer für Schwarz, den Gewinnweg auch zu finden. Selbst wenn Weiß keinen der schwarzen Punkte wählt, ist es manchmal sehr schwer für Weiß, den Weg zum theoretischen Remis zu finden.

Grundstellung

Grundstellung: Die Grundstellung der Z-Mühle ergibt sich nach der folgenden Eröffnung

ZugWeißSchw.Bemerkung
1.d6d2 Beide besetzen einen der wichtigen +-Punkte im Mittelring.
2.b4b6 Beide besetzen einen zweiten der wichtigen +-Punkte im Mittelring. Dabei droht Weiß schon mit dem Doppelangriff b6 eine Mühle zu machen. Schwarz ignoriert das und besetzt lieber den zweiten +-Punkt.
3.b6b2 Doppeldrohung durch Weiß, Schwarz blockt eine der beiden Mühlen und droht nun selbst mit einer Mühle.
4.f6xb2b2 Weiß bildet Mühle und schlägt mit b2 einen Stein, den Schwarz unbedingt ersetzen muss.
5. f2   Weiß blockiert die offene Mühle von Schwarz und Schwarz hat nun die 8 folgenden Möglichkeiten, innen zu setzen.

Stellung 1

Stellung 1: Der Zug d5 ist wohl eine der am häufigsten gespielten Varianten, wobei Schwarz sofort mit der Bewachung der weißen Mühle beginnt. Hier ist erstaunlich, dass 6 von den 8 spielbaren Außenpunkten für Weiß zum Verlust führen. Persönlich finde ich auch e4 als Verteidigung nicht einfach, wenn Schwarz dann mit g7 angreift. Am einfachsten erscheinen mir zur Verteidigung die Punkte d1, d3 und g4 geeignet. Eine Variante, die sehr oft von Weiß zumindest gegen Anfänger gewonnen wird, ist die folgende:

Zug Weiß Schw. Bemerkung
6. d3 d7 Weiß sichert innen und Schwarz beginnt im Außenring.
7. g4 c4 Weiß sichert außen und schwarz bereitet innen die Doppeldrohung c5 vor (besser wäre von Schwarz statt d7 und c4 die Folge a4 und c4 gewesen mit der Doppeldrohung innen und der zweiten Mühle-Drohung durch g1)
8. e3 c3 Weiß kontert innen und bringt weiteren schwarzen Stein nach innen.
9. c5 a4 Weiß blockt die offene schwarze Mühle und Schwarz droht mit Mühle auf der a-Linie. Die ist aber ungefährlich für Weiß.
10. g4-g1 d2-d1 Im weiteren Verlauf wird Schwarz bei korrektem weißen Spiel die Partie verlieren,

Stellung 2

Stellung 2: Diese Eröffnung mit e5 mag ich persönlich überhaupt nicht mit Weiß, da man kaum eine Möglichkeit hat, zu gewinnen. Es merken auch viele Anfänger recht schnell, dass diese Ecke eine leichte Verteidigung gegen die Z-Mühle darstellt und dass man ungeübte Spieler leicht besiegen kann. Schwarz kommt in den meisten Varianten zu c5, was Weiß mit d5 beantworten muss und nach Schwarz d7 ist die Weiße Mühle fest eingesperrt. Der Vorteil des weißen Mehrsteins nach der Z-Mühle kann nicht mehr ausgenutzt werden.

Wenn es laut Diagramm auch relativ viele Verteidigungen gibt, einige wie d1 oder e4 sind sehr schwer zu spielen. Die üblichsten korrekten Verteidigungszüge sind e3 und c3.

Stellung 3

Stellung 3: Nach dem direkten Angriff e4 muss Weiß die drohende Mühle nicht unbedingt blocken. In der Praxis wird aber doch wohl meist g4 gespielt, denn senkrechte Mühlen (so heißen Mühlen, die über 3 Ringe gebildet werden, auch wenn sie waagrecht sind) sind bekanntermaßen schwer zu bewachen und sollten nur in Ausnahmefällen ermöglicht werden.

Stellung 4

Stellung 4: Schwarz spielt e3 und Nein, ich habe nicht vergessen, die Verlustpunkte einzutragen. Obwohl der schwarze Angriff mächtig wirkt, handelt es sich um die harmloseste Variante von allen. Weiß kann in dieser Position noch spielen, was er will, und wird dennoch Remis halten. Eine sehr einfache Verteidigung ist der sofortige Konter, indem Weiß nun eine zweite Mühle macht:

Zug Weiß Schw. Bemerkung
6. c4 a4 Weiß droht senkrechte Mühle und Schwarz blockt
7. d5 d7 Weiß droht senkrechte Mühle und Schwarz blockt
8. c5 c3 Doppeldrohung von Weiß, Schwarz blockt
9. e5xc3 d1 Und Schwarz hält nach dem ersten Zug e3-d3xf2 Remis

Stellung 5

Stellung 5: Nach der direkten Drohung d3 muss Weiß mit d1 antworten, sonst ist die Partie verloren. Ich finde das schon erstaunlich, ist dieser Angriff doch sehr ähnlich zum Angriff e4 in Stellung 3, wo Weiß aber noch viele Optionen zur Verteidigung hat.

Stellung 6

Stellung 6: Auch der Zug c3 ist relativ sicher für Remis. Spielt Weiß nicht d3, so droht Schwarz mit der Folge e4 - e3 und wirft all seine Steine nach innen. Danach werden die schwarzen und weißen Steine relativ wenig Berührungspunkte haben, Weiß besitzt die obere Bretthälfte und Schwarz die untere. Beide Parteien können hinreichend oft Mühlen machen, so dass nach einem kurzen Schlagabtausch keiner mehr als 6 Steine hat und die Partie Remis endet.

Stellung 7

Stellung 7: Der Anfangszug c4 ähnelt dem Zug d5 aus Stellung 1 und oft entstehen nach dem Setzen auch identische Partien, es kam lediglich zu Zugumstellungen. Ein wesentlicher Unterschied besteht allerdings, wenn Weiß die Verteidigung d3 wählt. Spielt dann Schwarz a7 oder g7, dann ist das in Stellung 7 ein sehr starker Angriff. In Stellung 1 dagegen steht Weiß der sehr starken Konter c3 - c4 zur Verfügung. Weiß macht dann eine zweite Mühle und Schwarz muss aufpassen, nicht zu verlieren.

Stellung 8

Stellung 8: Diese Stellung mit c5 ähnelt Stellung 2 mit e5, aber der Unterschied ist, dass Weiß sofort a4 spielen kann. Nach c4 (erzwungen) blockt Weiß mit c3. Spielt Schwarz nun wie üblich e5, so kann Weiß mit a1 eine Gegendrohung aufbauen und wenn Schwarz nun eine Mühle macht, dann bekommt entweder Weiß eine zweite Mühle oder die schwarze wird wirkungsvoll eingeschlossen. Macht Schwarz keine Mühle, sondern spielt a7, so hat Weiß nach d5 in der Praxis gute Gewinnchancen (auch wenn die Stellung nach d7 dann theoretisch Remis ist